Das Wichtigste, was es über den Posen-Dialog zu wissen gibt, verbirgt sich hinter dem unscheinbaren Feld "Automatisches Update". Wenn dieses Auswahlfeld angekreuzt ist, verbindet sich der Dialog immer mit dem gerade selektierten Posen-Speicher-Tag - der Inhalt des Tags wird in das Listenfeld des Dialogs kopiert, und umgekehrt wird die Liste des Dialogs bei jeder Änderung ins Tag zurückgeschrieben. Es sieht so aus, als würde der Dialog immer die Posen-Liste des Tags anzeigen. Das ist die (sinnvolle) Default-Einstellung.
Nur wenn Sie Posen von einem Posen-Speicher-Tag in ein anderes kopieren wollen, sollten Sie dieses Feature ausschalten. Ist das automatische Update nicht aktiv, synchronisiert sich der Dialog nicht mehr von selbst mit einem selektierten Tag - und die im Dialog angezeigte Liste wird auch nicht mit der Szene gespeichert! Dazu aber später mehr. Belassen Sie es jetzt bei der Standardeinstellung.
Im Listenfeld erscheint die Posen-Liste des Tags. Es handelt sich um eine einfache, nicht weiter untergliederte Liste. Falls Sie eine Gruppierung der Posen wünschen, können Sie mehrere Posen-Speicher-Tags zuweisen, z.B. "SitzendePosen", "StehendePosen" und "LiegendePosen". Das empfiehlt sich auch aus Gründen der Übersichtlichkeit. Theoretisch können beliebig viele Posen in der Liste enthalten sein, doch bei mehr als einigen Dutzend wird die Sache schnell chaotisch.
Klicken Sie einmal auf eine Pose, um sie zu selektieren. Ein Doppelklick wendet die Pose an!
Das (nicht editierbare) Kommentarfeld zeigt Ihren Kommentar zur Pose an. Leider hat das Posing der Collie Tools keine so schicke Vorschau wie der MOCCA-eigene PoseManager, was aber angesichts des speziellen Anwendungsgebietes auch keinen rechten Sinn macht.
Mit den Buttons Nach oben und Nach unten können Sie die selektierte Pose in der Liste verschieben, also manuell sortieren. Umbenennen erlaubt ein Ändern des Posen-Namens und des Kommentars. Löschen löscht die aktuelle Pose.
Darunter findet sich der Aufzeichnungsbereich des Dialogs. Pose aufnehmen und Pose anwenden erklären sich von selbst. Letzteres ist dieselbe Funktion, die auch beim Doppelklick auf die Pose im Listenfeld aufgerufen wird.
Mit dem Eingabefeld Beschränkung auf lassen sich schließlich Benannte Strukturen selektieren. Falls Sie das entsprechende Kapitel noch nicht gelesen haben, sollten Sie es jetzt nachholen, denn diese Funktionalität ist eine der mächtigsten in den Collie Tools. Sie können hier wie mit Layern arbeiten und z.B. "Arm" eingeben - Aufnahme sowie Anwendung einer Pose beschränken sich dann auf die Arme der Figur. Sie können aber auch die volle Bandbreite der Benannten Strukturen nutzen und Ausdrücke wie "(Left & Arm) | (Right & Leg)" eingeben - dieses Beispiel beschränkt die Posen auf den linken Arm und das rechte Bein.
Beschränkungen wirken in beide Richtungen. Wenn bei der Aufnahme einer Pose eine Beschränkung angegeben ist, werden auch nur die Gelenke berücksichtigt, die in der Benannten Struktur enthalten sind. Andere Gelenke werden nicht in die Pose aufgenommen. Das heißt, wenn die Pose später angewendet wird, kommen auch dort nur die aufgezeichneten Gelenke zum Tragen, auch wenn beim Anwenden keine Beschränkung angegeben ist. Klar, denn die Information für die übrigen Gelenke ist ja nicht in der Pose vorhanden.
Wird die Beschränkung beim Anwenden angegeben, liegen in der Pose vielleicht Informationen für die anderen Gelenke vor - sie werden aber vom Anwenden-Algorithmus ignoriert.
Um die Aufzeichnung zu starten, selektieren Sie im Objektmanager zuerst die Figur (bzw. das Objekt auf höchster Hierarchieebene, das Sie aufzeichnen wollen). Dann selektieren Sie das Posen-Speicher-Tag (wenn sie die oben genannten Vorschläge eingehalten haben, ist das Tag auch genau diesem Objekt zugeordnet). Die Posen-Liste des Tags erscheint im Dialog. Klicken Sie auf Pose aufnehmen. Es erscheint ein Dialog zur Eingabe von Namen und Kommentar der Pose. Nach Eingabe erscheint auch schon ein neuer Eintrag in der Liste. Das war's.
Posieren Sie die Gelenke der Figur neu. (Während Sie an einem anderen Objekt oder Tag arbeiten, verschwindet die Posen-Liste aus dem Dialog, das soll Sie aber nicht weiter irritieren.) Wählen Sie dann wieder das oberste Objekt der Figur (die "Wurzel") und das Posen-Speicher-Tag, und klicken Sie ein weiteres Mal auf Pose aufnehmen, um diese Pose festzuschreiben.
Doppelklicken Sie abwechselnd auf die Posen-Einträge, um zwischen den Aufnahmen hin und her zu wechseln. Wie Sie sehen, ist trotz der langen Erklärungen hier das Prinzip ganz einfach.
Sie können nun auch Modifikationen an der Figur vornehmen, z.B. "HipRight" und "HipLeft" in der Hierarchie vertauschen, oder dem Männchen ein Gesicht oder einen Rucksack verpassen. Sie können auch die Beine an den Kopf hängen. Die Collie Tools stören sich nicht daran, solange die Posen-Gelenk-Tags weiterhin am Objekt kleben (das Männchen andererseits ist vielleicht von phantasievollen anatomischen Variationen nicht so angetan).
Was geschieht, wenn man ein Bein komplett entfernt? Auch dann funktionieren die Posen noch - natürlich ohne das Bein. Fügt man das Bein wieder ein, sind auch die Posen wieder vollständig, solange nur die Gelenke ihren alten Namen behalten.
Achtung: Sie sollten stets darauf achten, bei der Aufzeichnung oder Anwendung einer Pose das oberste Objekt selektiert zu haben! Die Posen lassen sich nämlich auch einschränken, indem man ein anderes Objekt markiert hat. Jede Aufzeichnung und jedes Abspielen beginnt mit dem markierten Objekt! Haben Sie also die Objektmarkierung noch auf "HipLeft" stehen, so wird nur das linke Bein aufgezeichnet (zusätzlich zu den Einschränkungen der Benannten Strukturen).
Warum ist das so? Dies ist ein beabsichtigtes Feature. Es erlaubt, auch ohne Benannte Strukturen eine Pose "teilweise" anzuwenden. Es gestattet auch, die Posen-Liste eines Objekts auf ein anderes Objekt anzuwenden (z.B. wenn mehrere Männchen in der Szene stehen), und schließlich ermöglicht es, die Posen-Speicher-Tags unabhängig vom Anwendungsobjekt zu halten. Wenn Sie z.B. mehrere hundert Posen für einen Charakter aufgezeichnet haben, genügt es Ihnen wahrscheinlich nicht mehr, diese Liste mittels mehrerer Posen-Speicher-Tags zu gliedern. In diesem Fall können Sie im Objektbaum eine beliebige Hierarchie von Nullobjekten schaffen und die Tags darin sinnvoll gegliedert aufbewahren. Würde das Tag seine Posen automatisch nur auf sein eigenes Objekt anwenden, wäre dies nicht möglich.
Hier ist ein Beispiel einer solchen Null-Hierarchy, in der man Posen-Speicher-Tags sinnvoll ordnet:
(Es gibt auch einen technischen Grund: Die Liste der Posen im Dialog ist nur über das "Automatische Update" mit dem Tag verbunden. Schaltet man dieses Feature aus, so vergißt der Dialog, von welchem Tag diese Posen stammen, und damit auch, auf welches Objekt sie angewendet werden sollen. Daher ist das markierte Objekt zugleich auch das, auf das die Posen angewendet werden bzw. dessen Pose aufgezeichnet wird.)
Mit diesen Erläuterungen können Sie nun nach Belieben Posen aufzeichnen und anwenden.