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Der Traum


niedergeschrieben in der Nacht vom 22ten zum 23ten August 2001 von Felfur, 28kB



VORWORT:

Zu dieser Erzählung eines Traums den ich in der Nacht vom 21ten zum 22ten August 2001 (ca. 3 Wochen nach der EF7) hatte muss ich ein paar Sachen vorausschicken.

Zuerst einmal ehre ich das Leben, will sagen, ich halte es für etwas wertvolles was nicht vergeudet werden sollte, weder absichtlich, noch aus Versehen und das Tiere und Menschen nicht unnötig leiden sollen, wenn überhaupt. Dies zeigt sich z.B. darin das ich mir vorher überlege wenn ich etwas tue, ob ich damit jemand mehr als nötig belästige, oder wenn sich ein Insekt, egal ob Fliege oder Wespe, in mein Zimmer verirrt hat, ich mir die Mühe mache es einzufangen und es buchstäblich aus dem Fenster zu werfen, anstatt einfach zur Fliegenklatsche zu greifen. Und dort wo es sich nicht vermeiden lässt, z.B. bei Silberfischchen oder Mücken, oder wenn eine Spinne nicht bloß ihr Netz gesponnen hat sondern meint vor meinen Augen durch die Dusche zu laufen, fühle ich eine gewisse Trauer, weil das Tier ja auch einfach nur leben wollte (manchmal denk ich mir tatsächlich ein "Sorry" dabei). Nun, ich esse trotzdem Fleisch, sogar gern, weil es mir nun mal schmeckt, und habe trotzdem Lederschuhe, auch wenn ich weiß das diese Tiere sich auch mal an der wärmenden Sonne gefreut haben. Das ist zugegebenermaßen ein Zwiespalt in dem ich stecke, und den ich praktischerweise gerne verdränge, wohl auch weil ich als jemand mit einer Raubkatze innen drin das als etwas natürliches ansehe, und sicher auch weil die Tiere einen Nutzen für mich haben.

Zweitens sehe ich mich als ein menschlicher Körper in dem die Seele oder der Geist einer Katze/Kater stecken (werde das im folgenden nicht immer unterscheiden), also jemand der aus 2 Teilen besteht, wobei eigentlich beide Teile immer Anteil an der aktuellen Verhaltensweise haben, mal mehr, mal weniger. Meistens lass ich die Katze sozusagen im Sack und habe meine menschlich-steife Maske auf, um in der Gesellschaft nicht anzuecken, auch wenn die Katze immer ein wenig hervorguckt. Andererseits habe ich die glückliche Erfahrung machen könne, ähnlich veranlagte Leute zu treffen, bei denen ich der Katze fast freies Spiel lassen kann, auch wenn hierbei immer noch ein Stückchen Mensch aktiv ist und aufpasst das die Katze nichts tut was dem Menschen missfallen würde (ja, ich bin nicht ganz frei in der Wahl an wen ich mich ankuschel und wie ich das mache, leider). Es ist mir also wichtig immer die Kontrolle über mich zu behalten, zumindest ein ganz kleines bisschen (ja, nennt mich Kontrollfreak!). Ein einziges mal bei einem Treffen bei Theclis war die menschliche Kontrolle nicht so ganz wach und ich fühlte mich sowieso wunderbar kätzisch, (ich hatte einen hautengen gemusterten Suit an, war barfuss, mit Schnurrhaaren und Kontaktlinsen, und meinen Krallen sowieso und war grad von meinem Deckenlager auf dem Boden aufgestanden), und saß gerade zusammengekauert auf dem Boden, als Keepiru meinte mir einem Papierball zuwerfen zu müssen... *grins* es hat angeblich ziemlich echt ausgesehn, aber ich kann mich dummerweise an so gut wie nichts erinnern außer das ich wohl ne ganze Weile mit dem Papierball auf Katzenart gespielt habe. Ihr könnt ja dazu mal Keepiru oder bazi fragen. Das war zum Glück harmlos, nichts dabei kaputtgemacht, mich nicht verletzt oder so.

Eigentlich war dies kein richtiger Traum, so wie man ihn nachts hat sondern eher ein Wachtraum, aber im Gegensatz zu anderen Leuten die wachträumen scheine ich auf das was ich sehe und erlebe keinen bewussten Einfluss nehmen zu können.
Solche Wachträume sind für mich nichts allzu fremdes, das ist die normale Art wie ich längere Geschichten lese, z.B. Watership Down - Unten am Fluß , 480 Seiten, ich habe bei einem Tempo von 60 Seiten pro Stunde also gut 8 Stunden gebraucht. Aber von ungefähr Seite 30 an bis zu Seite 460 kann ich nicht daran erinnern umgeblättert zu haben, Buchstaben gesehen, den Kopf oder die Hände bewegt, auf ein Buch geguckt, gelesen, gemerkt wie es dämmert, das Ticken meiner ziemlich lauten Wanduhr gehört zu haben. Ich war also 7 Stunden komplett weg. Aber die Geschichte ist komplett da, als ob ich sie miterlebt habe, so als ob mein Unterbewusstsein das Lesen übernommen hat, und sich mein Bewusstsein aus dem optischen Kanal zurückgezogen, auf ein Sofa gesetzt und gemütlich das betrachtet hat was das innere Auge so an Bildern erzeugt, quasi wie ein Videofilm, und bei denen passiert mir das auch. Sicher auch ein Grund warum ich Bücher gerne _am Stück_ lese und ungern zwischendurch aufhöre, man guckt ja einen Videofilm auch nicht immer 5-Minutenweise vorm Schlafengehen.
Oder ich ertappe mich dabei wie ich seit Minuten auf irgendeine Stelle gestarrt habe und jetzt erst bewusst wahrnehme das ich das tue, weil ich bis gerade andere Bilder gesehen habe, die vom inneren Auge. Es ist nicht so das ich einnicke und dann aufschrecke, weil mein Kopf runtergekippt ist, sondern ich bleibe definitiv wach und sehe auch die Fliesen auf dem Boden, aber irgendwie kommt diese Information nicht im Bewusstsein an. Da mir aber das _weggetreten-sein_ während der Zeit nicht bewusst ist habe ich auch keine Möglichkeit an diesen Wachträumen etwas zu ändern, sei es an der Handlung oder Personen. (Mag sein daß ich mir nur einfach sehr lebhaft vorstelle wie es wäre wenn, und das dann konsequent zuende denke.) Da mir das nur passiert wenn ich gedanklich sowieso auf Sparflamme laufe, nehme ich an das da Teile des Gehirns wegdösen, oder aus Langeweile anfangen mal ein paar Bilder zu erzeugen. Insofern ist diese Art träumen auch nicht so anders als wenn man im Halbschlaf vor sich hindöst und etwas träumt.
Und eben genau das ist mir eigentlich passiert. Es war in der Tat spät in der Nacht, vielleicht 3 Uhr?, ich hatte noch schnell warm geduscht um den Schmutz des Tages abzuwaschen und dann schlafenzugehen, und stand bereits abgetrocknet im Bad, das Handtuch auf den Halter gehängt und hielt mich ein wenig daran fest. Das nächste was ich mich quasi nach dem _Aufwachen_ erinnere ist das ich eben noch genauso stehe, zittere und mein Gesicht nass ist. Ich weiß nicht wie lang das gedauert hat, aber ich glaube ich habe danach sicher noch eine Viertelstunde oder länger weiter dort so gestanden und über das nachgedacht was ich da gerade _erlebt_ habe. Also nicht unbedingt ein echter Nacht-Traum, aber für mich war er davon nicht zu unterscheiden. Auch weil ich mich sonst an die Träume die _jeder_ nachts hat eben so gut wie nie erinnern kann. Vielleicht habe ich auch Teile davon nachts noch mal nachgeträumt, oder verändert, und weiß nichts davon, ich schreibe es eben so auf wie ich mich dran erinnern kann...

Zur Location, und zur Vorgeschichte ... stattgefunden hat das ganze auf der Eurofurence7-Con auf der Freusburg, am Samstag Abend, 4.8.01. Ich hatte von Keepiru ein komplettes Bodypainting erhalten, hatte mit Schnurrhaare angeklebt (meine Spezialität), einen Slip mit Tail dran, Eckzähne aus Kunststoff und spitzgefeilte Fingernägel sowieso. Barfuss, und wie ich es unterbewusst tue wenn ich keine Schuhe anhab, nur auf den Zehen, Ferse hoch. Wichtig zu erwähnen ist vielleicht auch das ich Kontaktlinsen drin hatte, keine mit schlitzförmiger Pupille, sondern nur normale, aber für jemand der fast sein ganzes Leben durch 2 Fenster betrachtet hat, ist das ein wahnsinniges Gefühl der Befreiung. Vor allem weil man seine Wange an jemand anschmiegen kann (so auf Katzenart eben) _ohne_ das das Brillengestell im Weg ist. Es gibt übrigens im Netz ein paar Photos von dem Painting ( vorne hinten Gesicht ), danke nochmals an Keepiru dafür. Es ist eben doch nicht nur die innere Einstellung sondern auch das Aussehen, was einem zu dem macht was er ist, oder besser gesagt das was andere rein optisch bei jemand sehen. Da macht es nun mal einen Unterschied ob der Gegenüber einen Menschen oder eine Anthro-Katze sieht, und dementsprechend verhält man sich auch anders, man ist freier und lebt die innere Katze mehr aus. Am Abend fragte mich Cubbi (glaube er war's) ob ich Lust hätte, nachher zum Abendessen mit Keepiru, Catzee? und noch einigen anderen ins Dorf Pizza essen zu fahren, um mal die Besitzer und Leute auf der Strasse ein wenig zu veralbern. Mir wurde dann irgendwann mal gesagt das ich von Cubbi gesucht würde, worauf ich erst mal im Burghof kurz gewartet habe (irgendwann muss er ja da vorbeikommen), dann nach ein paar Minuten selber auf die Suche nach ihm gegangen bin. Zu dem Zeitpunkt stand Keepiru's Wagen noch auf dem Parkplatz. Da ich weder ihn noch einen von den anderen gefunden hatte, wartete ich einfach wieder auf dem Burghof. Es wurde später, und ich hungriger. Kurz vor 8 Uhr machte ich dann noch einmal einen schnellen Rundgang durch die Burg und die Außenanlagen, mit dem Ergebnis das der Wagen weg war, ich also nun ohne Pizza, und ohne Herbergsabendessen dastand, etwas verärgert, und mehr hungrig. Dies ist der Punkt wo ich in RL einfach gehungert habe, mir die wunderbare Medievial-Madness-Show angesehen hab, danach eine Tüte Dosenmilch aus meinem Notproviant verputzt habe und eine produktive Fotosession mit meinem Painting und Sylys Sable, dem Guest of Honour hatte. Der Traum hingegen geht anders weiter...



DER TRAUM:

Der Traum, tja ... eigentlich würde sich wohl fast jeder Furry wünschen das ihm so was mal passieren würde, mich nicht ausgenommen, andererseits steckt eben bei mir mehr dahinter, deswegen auch die langen Erklärungen zuvor.

Das folgende ist für mich nicht so einfach zu schildern, da ich nicht weiß, wie ich es am besten erzählen soll. Besonders auch weil ich das meiste quasi als außenstehender Beobachter gesehen hab so wie ein unbemerkt anwesender Geist, obwohl ich es war um den es ging, und andere Teile des Traums durch meine eigenen Augen gesehen hab, also in mir drin, als ich, aber eher so als ob meine Augen Kameras wären und ich in meinem Kopf sitzend ohne Eingreifmöglichkeit auf einem Fernseher mit ansehen muss, was draußen passiert und was ich tue.

An die ersten Sachen kann ich mich nicht mehr erinnern, oder nur schemenhaft, so in der Art wie das oben beschriebe Katze-sein, ich bin wohl so hungrig und frustriert wie ich war (und mit leichten Kopfschmerzen, etwas beduselt, vielleicht von den Acrylfarben, die Haut hat ja eine hübsch große Oberfläche, vielleicht durch die fehlende Hautatmung, oder durch die Dämpfe, oder von sonst woher, es währe zu einfach das nur aufs Painting schieben zu wollen) durch das Tor in den Wald gegangen (im vollen Bodypainting, und es war übrigens Vollmond) und habe dort einem Kaninchen aufgelauert, es mit Zähnen und Krallen getötet (Krallen, ja, als solches muss man meine Fingernägel nun mal einstufen, die sie gesehen haben wissen warum), durch Nacken oder Kehlbiss (ich weiß es nicht mehr, und es ist eigentlich auch egal, denn der Mensch hat immer noch ein hübsch kräftiges Gebiss), um es dann zu verspeisen (was sonst). (Ich sollte vielleicht dazu sagen das ich rohem Fleisch nicht abgeneigt bin und Wild nun mal sehr gerne esse.) Dies ist der Augenblick wo die bewusste Erinnerung an das was dort passiert ist anfängt. Ob ich nun vermisst wurde oder weil derjenige von der Security einfach auf einem Streifzug war, oder ob es nur ein normaler Fur war, ich weiß es nicht, jedenfalls wurde ich so blutverschmiert wie ich über den halbgefressenen Kaninchen kauernd von einer Taschenlampe angeleuchtet, worauf ich mit Fauchen reagierte, Ich weiß leider auch nicht mehr genau ob ich bei meinem Nickname gerufen wurde (es war ja fast allen bekannt das ich ein Painting bekommen hatte und wie ich aussah) jedenfalls kam diese Person näher, woraufhin ich zu knurren anfing. Als er noch näher kam, nahm ich die Beute ins Maul, lief ein paar Meter in den Wald hinein, drehte den Kopf zu ihm um zu sehen was er tun würde, und lief dann noch ein paar Meter weiter hinter ein Gebüsch, wo ich weiterfraß. Ich bekam mit, das derjenige über Funk (also doch Security?) Verstärkung herbeirief, die kurz danach eintraf, und nach einer kurzen Besprechung anfing, mich einzukreisen. Hierbei riefen sie meinen Nicknamen und irgendwas in der Art ich solle mit dem Unsinn aufhören und rauskommen (so genau weiß ich das nicht mehr). Erst als sie dann so auf 2m dran waren und ich immer noch nicht reagiert kam irgendjemand der mich wohl besser kannte (weiß nicht wer) auf die glorreiche Idee mich bei meinem RL-Namen zu rufen. (er muß ein enger Freund von mir gewesen sein, da nur sehr wenige im Fandom meinen RL-Namen kennen. Und, nein, ich werde ich hier nicht nennen). Dies hatte eine ultimativ einschlagende Wirkung. Wie man dann in solchen Fällen meist lesen kann, "wurden seine Augen wieder klar, und er war gesund und wieder Mensch und vom Fluch befreit und er lebte mehr oder minder glücklich bis er starb". Nun, ersteres passierte tatsächlich, auch wenn sich eigentlich an meinen Augen nichts änderte. Der kleine Unterschied war, das ich erkannte, was ich getan hatte und nicht _glücklich_ war. Ich hatte ein unschuldiges Tier getötet, auf tierische Art, auf ebensolche Art gierig davon gefressen, noch einen Bissen davon im Mund, mich überall hübsch rot eingeschmiert, richtig schön triefend, obwohl ich mich an nichts davon wirklich erinnern konnte; mir kam zu Bewusstsein das ich zum einem diese ständige kleine Kontrolle über mich verloren hatte, was mir ziemlich Angst machte. Denn wie hätte ich auf das Eindringen der anderen in _mein Revier_ und das Streitigmachen der Beute reagiert, wenn sie noch näher gekommen wären? (Ich bin immer stolz drauf gewesen das ich mit meinen doch ziemlich scharfen Krallen noch _nie_ jemand anderen oder mich selber verletzt habe, weder beim Nasebohren, noch beim Knuddeln oder beim Kraulen Anderer). Und ich hatte ohne Not (ich hatte genug Proviant für einige Tage mit, da ich noch zur PostEF nach Villach wollte) einem Tier sein Leben genommen, ohne zu wissen ob es vielleicht Junge zu versorgen hatte, ob es noch jung war und noch sein ganzes Leben vor sich hatte, einfach nur weil es das Pech gehabt hatte mir über den Weg zu laufen. Und es ist doch etwas anderes ob man ein Stück Fleisch ißt, eine Lederjacke trägt, eine Mücke tötet, oder man dies höchstpersönlich selber tut, im Blutrausch, gierig. Nicht das wir uns falsch verstehen, Katzen töten nun mal, sie müssen ja irgendwas fressen und haben keine andere Wahl, und auch für das Spielen mit der Beute gibt es fundierte Erkenntnisse das das notwendig ist um sich z.B. abzureagieren, wenngleich manche Hauskatzen das nur noch als Sport betreiben, weil einfach die alten Instinkte nicht weggezähmt worden sind. Aber als Mensch, oder als Anthro-Katze hat man die zumindest die Wahl sich auch anders mit Futter zu versorgen. Dies ist der Moment wo der Traum von Beobachter-Ansicht auf Ansicht durch Augenkameras umschaltet. Nun, mit der dämmernden Erkenntnis was ich da soeben getan habe ... ich glaube die Beschreibung "vor Schrecken aufgerissenen Augen" oder "Panik ins Gesicht geschrieben" trifft es wohl am besten. Wäre ich nicht bemalt gewesen, ich wäre wohl kreidebleich gewesen. Ich sah auf den Leichnam, fing am ganzen Körper an zu zittern, würgte den Bissen den ich noch im Mund hatte regelrecht heraus, sah voller Schuldgefühle auf und die anderen um mich herumstehen, und stand mit katzenhafter Geschwindigkeit auf, dreht mich um und rannte so schnell ich konnte durch eine Lücke zwischen den Leuten weiter in den Wald hinein, fort, vom Ort der Tat (Ich kann ziemlich schnell starten, in der Schule hab ich meistens immer die Titel für Sprint und Weitsprung abgeräumt). [Anmerkung: An dieser Stelle hatte ich beim Schreiben ein heftiges Deja-Vu, das ich irgendwann nur wenige zuvor an einer neuen Quit-Message für den IRC getüftelt hab und ähnlich auf die Tasten gestarrt, überlegt, und dann die gleichen Buchstaben getippt habe. Ich habe diesen Text aber nicht wiedergefunden, aber auch nicht allzu sehr danach gesucht.] Dummerweise waren trotz meiner ziemlich guten Nachtsicht (und es wahr wie gesagt Vollmond) meine Augen mit Tränen gefüllt, so dass ich nicht allzu weit kam. Genauer gesagt brauchte ich gut 5m bis auf volles Tempo, und dort stand ein dicker Baum im Weg. Genau, die alten Slapstick-Filme lassen grüßen, frontal, komplett, mit den Armen und Beinen genau seitlich dran vorbei. Erwachen, Kopfschmerzen, liegend, vernebelt, Stimmen, Gesichter, ich murmle:
   "Wo bin ich?" "Im Wald"
   "Aauuww, mein Kopf" "Du bist irgendwie gestürzt" Vermeidung von Aussagen zu der einen Sache
   "Kannst du aufstehen?" Ich setze mich auf, Blutgeschmack, Blutgeruch.
   "Blutet meine Nase?" "Nein" "Lippen aufgeplatzt?" Ich betaste vorsichtig mein Gesicht. "Äh, Nein" Die Hände sind feuchtkühl, dunkel, riechen blutig
   "Wo kommt dann das Blut her?"
Erinnerung, aufsteigend wie Blasen, Erkenntnisschübe über die kürzere Vergangenheit, gehauchtes "Nein" Aufsetzen, Tränen, Zusammenbruch.
Irgendwie werde ich von irgendjemand gestützt, ich laufe, an ihn gelehnt, still vor mich hin weinend, durch das gleiche Tor durch welches ich nicht allzu lange vorher den Burghof verlassen habe. An der Stelle wo das Painting begonnen hatte, setze ich mich auf die Mauer, und hauche irgendwas in der Bedeutung von "möchte gern allein sein", was mir gewährt wird. Der Hof ist komplett leer, nur ich sitze dort, in der Düsternis, im Mondschatten der Burg (in Wirklichkeit waren soweit ich weiß noch einige Furs dort). In mir reift langsam ein Entschluss, während aus den zur Belüftung offenen Fenstern Teile der Show herüberwehen. (Nein, keine weiteren Toten, ganz besonders ich selber nicht, schon vergessen was ich über das Leben ganz oben gesagt habe? Mononoke Hime ist nicht umsonst einer meiner Lieblingsfilme, guckt ihn, lest im Con-book nach worum es wirklich darin geht.) Ich gehe zum Bad in der Nähe unseres Zimmers, und spüle soviel Blut wie möglich von mir ab, ohne zuviel vom Painting zu entfernen. Es ist zwar wasserfest, aber nicht wasser- _und_ rubbelfest. Halbwegs wiederhergestellt schleiche ich durch verwaiste Treppen in den Musiksaal, wo die Show grade zuende geht, gehe nach vorne zu einem Mikro, das glücklicherweise offen ist und sage (auf Englisch, logischerweise, deutsche Übersetzung danach):
    "Excuse me, I have to announce something personal. (Entschuldigung, ich habe eine persönliche Mitteilung zu machen.)"
Die sich herausdrängenden Massen bleiben stehen. Ich atme tief ein und fahre fort:
    "I'm very sorry to spoil your good mood, so please those who want to listen may stay, but I beg the others who don't to leave. (Es tut mir leid euch eure gute Laune zu verderben, mögen bitte diejenigen die zuhören wollen hier bleiben und die anderen bitte gehen?)"
Kurze Pause.
    "After what has happened to me this evening, I can't no longer stay in the fandom. It has nothing to do with sex, it's just something personal. I wanna thank you all, for being such friendly and open-minded people, whether I know you personally or not. Your are the best friends one can think of, I surely will miss you. But I've have to take some time for myself, for thinking about things, so I'm leaving. But there is one last thing I have to do here before. Life your live as _you_ want it, and let none ever tell you what to do or to be. (Nach dem was mir heute abend passiert ist kann ich nicht länger im Fandom bleiben. Das hat nichts mit Sex zu tun sondern ist eine persönliche Sache, Ich möchte euch allen dafür danken, das ihr so wunderbare offene Freunde wart, ob ich euch nun persönlich kenne oder nicht. Ihr seid die besten Freunde die man sich vorstellen kann, Ich werde euch vermissen. Aber ich muss mir im Moment etwas Zeit für mich selbst nehmen, und manche Sachen zu überdenken, daher gehe ich. Zuvor habe ich hier jedoch eine letzte Sache zu erledigen. Lebt so wie es euch gefällt, und lässt euch von niemand etwas anderes einreden.)"
Mit nur noch gehauchter Stimme sage ich "Farewell" und gehe mit Tränen in den Augen, aber aufrecht und fast stolz aus dem Raum, ins Nebentreppenhaus, durch das ich auch hinaufgegangen bin, und runter, in den Burghof, gefolgt von einigen Furs, die auf mich einreden und fragen, aber ohne Antwort. Wieder durch das Tor (schon wieder) gehe ich zu der Stelle wo ich mich dunkel erinnere das ich zuerst entdeckt worden bin, neben einem Baum, und fange an mit bloßen Händen die Erde beiseite zu schieben, 20cm breit, 40cm lang, immer tiefer, bis das Loch circa 30cm tief ist. Von fragenden Blicken und verwirrten Furs gefolgt, gehe ich zu den Überresten des Kaninchens, dort, wo ich es liegengelassen hab, nehme es, und das was sonst noch von ihm übrig geblieben ist, trage es zur Grube und lege es daneben ab. Ich setze mich hin, halb kniend, halb auf meinen Füßen sitzend. Mit erstaunlich klaren Augen, eigentlich mit allen Sinnen, Gefühlen, Instinkten nehme ich den Wald um mich herum so intensiv war wie nie zuvor, ich werde eins mit ihm, mit ihm als Lebensraum, mit den Tieren ihn ihm, und einem dunklem Loch, wo eins fehlt. Trauer füllt mich aus. [Schreibpause zwecks Taschentuchsuche] Und Schuld. Ich flüstere ein "Verzeih mir", nehme das tote Tier und lege es sanft in die mondbeschienene Grube, fühle sein weiches Fell. Tränen füllen meine Augen. [Pause s.o.] Ich streiche ihm über den Kopf, den Rücken runter "Mögest du Frieden finden." Nach einem kurzen Moment des Innehaltens schiebe ich vorsichtig Lage für Lage die aufgeschüttete Erde in die Grube, bis nur noch ein kleiner Hügel darauf hinweist, das hier mehr ist als nur Waldboden. Ich bleibe noch eine Weile dort im Mondlicht sitzen, die anderen stumm und unbewegt hinter mir stehend, dann stehe ich auf, werfe eine letzten Blick aufs grab, drehe mich um und gehe zielstrebig durch eben jenes Tor in die Burg, weiter in mein Zimmer, wo ich Duschzeug hole, die Whiskers abzupfe und mit den Kontaktlinsen entsorge, die Zähne wegpacke und gründlich alle Farbe abwasche, um alle Spuren, inklusive des angetrockneten Blutes zu entfernen.



NACHWORT

Irgendwo da endet mein Traum, dank Aufwachens, die Frage ob ich danach mit irgendjemand rede, zur PostEF fahre oder nach Hause, ob ich schlafe, gut oder schlecht träume wird also wohl ungeklärt bleiben müssen. In RL hab ich so angemalt geschlafen und gefrühstückt, und hatte eine Heidenarbeit die Farbe runter zu bekommen, die Acrylfarbe ist doch ziemlich resistent gegen Wasser, Seife und reiben. Tja. dieser Traum hat mir wegen der am Anfang angesprochenen Themen doch ziemlich zugesetzt, sodass ich mich entschlossen hab, ihn hier aufzuschreiben. Um in nicht zu vergessen, und um nicht jedem seine Fragen nach dem Grund für mein nichtgutfühlen an dem Tag lang und breit erzählen zu müssen.

Nun, wie ihr seht, eigentlich nichts weiter als die Standard-Jagd-Szene, die in keinem Film oder Comic über Werwölfe und andere Tiere, oder Menschen, die sich langsam in ein Tier verwandeln, fehlen darf, z.B. Wolf, Cat People, Wilderness, Clan of the Cats 2 3. Wie vielleicht manchen bekannt ist, habe ich die Angewohnheit in der Zeit um Vollmond bei klarem Wetter nachts im Katzensuit durch den naheliegenden Wald, über Wiesen und Feldern zu spazieren. Ich finde das dies mich mir selbst näher bringt, ich fühle mich eins mit der Umgebung, eins mit mir selbst, die Gedanken hören auf zu kreisen, nur noch die Instinkte und Gefühle regen sich. Trotz das ich entsprechende Sachen mithatte, bin ich auf der EF sowohl aus Sicherheits-, als auch aus Zeitgründen nicht in den Wald gegangen, auch wenn das für mich das ultimative Erlebnis gewesen wäre. Zum Were-sein ... ich habe mich früher gerne als Wer-Kater bezeichnet, ich hatte mir noch keine Spezies ausgesucht und war von den oben genannten Filmen beeinflusst (und auch von dem Film Batman Returns mit der wunderbaren Michelle Pfeiffer als Catwoman, dies war sowieso der erste Film in dem ich mich je wiedergefunden hab). Auch wenn ich heute sage das ich ein anthropomorpher Ozelot bin, so glaube ich immer noch, das in mir die Seele und der Geist einer Katze sind, auf welche Art auch immer. Und dies ist interessanterweise neben den Verwandlungen zum Tier genau die Definition von Were-sein, auch wenn ich mich nicht als solchen sehe.

Warum der Austritt.. nun ja, ich kann nur raten, aber bei der Offenheit die im Fandom herrscht und wo ich die Katze frei springen lassen kann, besteht immer die Gefahr das so etwas, oder schlimmeres wieder passiert, vielleicht mit schlimmeren Folgen als einem totem Kaninchen. Ich hätte erschossen werden können (dort war Jagdsaison, einmal kurz an das Schild am Eingang denken ), ich hätte mich und andere verletzen können, mir eine Krankheit einhandeln könne, ob nun Erkältung oder was vom Tier, und ich wollte wohl mich nicht weiterhin Situationen aussetzen, in denen so etwas durch eben diese Freiheit im Fandom noch provoziert wird.



EPILOG

Wir dürfen nie vergessen, das der Mensch auch wenn er sich für besser hält, nur ein Tier ist, das vor noch gar nicht allzu langer Zeit erst von den Bäumen hinabgestiegen ist um stattdessen seine Nase überheblich immer weiter nach oben zu tragen. Und das es Menschen gibt, die ihre wilde Seite in sich gefunden haben, ihr näher stehen als andere Menschen, und dadurch bessere Einblicke in sich selbst und das Leben an sich bekommen, ob wir es nun religiös betrachten und es Schöpfung nennen, es wissenschaftlich Evolution, oder wie ich, einfach die schaffende und zerstörende Macht (des Lebens).