Wolf

Wölfe

 

Ich bin kein Zoologe. Leider war es mir bisher auch verwehrt, freilebende Wölfe zu beobachten. Zum einen, weil es in Mitteleuropa fast keine Wölfe mehr gibt, zum anderen halten diese Tiere Abstand vom Menschen, was ich respektiere. Das hält mich jedoch nicht davon ab, von diesen Tieren begeistert zu sein.

Faszination canis lupus

Kaum ein Tier wurde vom Mensch mehr gefürchtet und unerbittlicher verfolgt als der Wolf. Der Vater unserer Haushunde wurde regelrecht verteufelt. Völlig grundlos:

Was ist nun die Faszination am Wolf? Für mich sind es reine subjektive Gründe. Die ganze Physiognomie ist einfach perfekt. Die Proportionen, das Fell, die Muskulatur, die Augen, der Schweif: etwas schöneres hat die Natur nicht hervorgebracht. Dazu die Anpassungsfähigkeit, die eine Verbreitung über die ganze nördliche Hemisphäre, abgesehen von Tropen und Wüstenregionen, ermöglichte. Und nicht zuletzt die Sozialstruktur, die enge Bindung im Rudel, von der sich die Menschen ruhig eine Scheibe abschneiden könnten. Wenn sie das Verhalten nur nicht immer falsch interpretieren würden...

Informationen über Wölfe

Die folgenden Informationen basieren auf Informationen des Algonquin Park in Kanada (ich habe die URL leider verloren), mit kleinen Ergänzungen meinerseits.

Einordnung

Der Wolf, wissenschaftlich canis lupus, gehört zu der Klasse der Säugetieren und dort in die Ordnung der Karnivoren (Fleischfresser). Er gehört der Familie der Canidae (Hunde) an. Canis lupus wird noch in diverse Unterarten aufgeteilt, allerdings sind solche Einteilungen in der Biologie umstritten.

Größe

Je nach Region und Unterart ("Rasse") unterschiedlich. In der Regel etwa einen bis zwei Meter lang und zwischen (je nach Verbreitungsgebiet) 26 bis 70 Kilogramm schwer. Weibliche Tiere sind etwas kleiner als Rüden.

Fell

Regional unterschiedlich, von schwarz bis weiß, meist Zeichnung aus mehreren Brauntönen.

Lebensraum

Ursprünglich gesamte nördliche Erdhalbkugel außer Tropen und Wüsten, weiträumig durch Bejagung ausgerottet, in Europa Restbestände in Italien, Frankreich, Spanien, Polen und Rumänien. In Nordamerika leichte Bestandserholung durch Auswilderungsprogramme, größere Vorkommen in Canada, Alaska und (noch) Sibirien. Ein Rudel kann ein Revier von fünfhundert bis sechshundert Quadratkilometern beanspruchen. Auch wenn sich Reviere leicht überlappen können, bleibt jedes Rudel in seinem Territorium und vermeidet möglichst den Kontakt mit seinen Nachbarn. Das Rudel durchwandert das Revier unablässig und legt dabei manchmal mehr als 15 Kilometer in einer Nacht zurück. Wölfe sind meist nachtaktiv.

Ernährung

Mittlere bis große Säugetiere, Mäuse, Vögel, Fische, Insekten, Beeren, Aas. Jagen im Rudel und verwenden geschickte Strategien bei der Jagd auf Großwild. Auch wenn Wölfe mit einer Geschwindigkeit bis zu 50 km/h sprinten können, vermeiden sie möglichst lange Verfolgungen.

Fortpflanzung

Meistens bekommt nur das Alpha-Paar Nachwuchs. Die Paarung findet in Januar statt, Geburt im Mai, der Wurf besteht aus fünf bis sechs Welpen. Diese bleiben im Bau bis Juni. Ab September/Oktober beteiligen sich die Welpen an der gemeinschaftlichen Jagd. Einige Welpen verlassen das Rudel mit der Geschlechtsreife im Alter von 2 Jahren.

Lebenserwartung

Wölfe können neun bis achtzehn Jahre alt werden, der Durchschnitt liegt bei zehn Jahren.

Sozialverhalten

Sehr stark vereinfacht:
Wölfe leben in Familienverbänden, die aus dem Alpha-Paar, ihrem Nachwuchs, anderen Verwandten und (selten) "Dazugestoßenen" bestehen. Je nach Futterangebot besteht ein Rudel aus zwei bis acht Individuen (in Einzelfällen durchaus auch mehr) und dem aktuellen Wurf. Alle Rudelmitglieder beteiligen sich in der Regel an der Pflege des Nachwuches. Für den Zusammenhalt des Rudels sorgt normalerweise der Alpha-Rüde. Die Rangordnung bestimmt die Reihenfolge beim Fressen und beeinflußt, wer sich im paaren darf. Die Rangfolge ist allerdings nicht statisch. Ein Verhalten ist unabhängig von der Rangfolge: Das "Heulen" in der Gruppe. Zusammen mit der Körpersprache festigt es die Bindung innerhalb des Rudels. Es dient wohl auch als Verständigungsmittel, wenn sich das Rudel etwas auseinandergezogen auf nächtlicher Wanderung befindet. Schließlich warnt es andere Wölfe, die sich dem Revier des Rudels nähern.

Diese Aufstellung ist bei weitem nicht vollständig. Die Biologie und das Verhalten ist außerordentlich komplex und aufgrund der Scheu freilebender Wölfe vor Menschen nicht vollständig erforscht. Viele Erkenntnisse basieren auf Beobachtungen an gefangenen und an Menschen gewöhnten Tieren. Durch die erstaunliche Anpassungsfähigkeit stellt sich die Frage, ob Erkenntnisse aus solchen Untersuchungen verwertbar sind. Dennoch muß eines klar sein: Ein Wolf ist kein Haustier. Er wird sich nie wie ein Hund benehmen, eine artgerechte Haltung ist teuer und zeitintensiv, braucht Platz, ist oft schmerzhaft und bedarf einer guten Ausbildung des Besitzers. Wer ein Haustier will und sich in der Lage fühlt, die Verantwortung dafür zu tragen, soll sich einen Hund anschaffen. Wölfe gehören in die Freiheit!

Wer mehr über Wölfe erfahren will, sollte sich eines der Bücher aussuchen, die Professor Forbes alias The Searching Wolf auf seinen Webseiten aufgelistet hat. Immer wieder empfohlen werden die Bücher von David Mech, die zum Teil auch in deutscher Sprache erschienen sind.

Links

 
Last modified: 2010-10-10 Copyright 1996-2010 by Jörg Reuter.